Bundestagswahl 2025: CDU-Bewerberin Vanessa Zobel möchte den Wahlkreis Stade I – Rotenburg II in Berlin vertreten
Deutschland hat die Wahl: Am 23. Februar stimmen die Bundesbürger über die Zusammensetzung des nächsten Bundestages ab. Die Redaktion stellt die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 30 vor. Heute im Fokus: CDU-Kandidatin Vanessa-Kim Zobel.
Die 36-jährige Vanessa-Kim Zobel (CDU) aus Mehedorf bewirbt sich für ein Mandat im nächsten Deutschen Bundestag. Wobei: Vanessa oder Vanessa-Kim? „Vanessa“, antwortet sie schnell. Zu oft sei sie bei Veranstaltungen als „Kim“ vorgestellt worden oder ihr gleich ein asiatischer Ehepartner angedichtet worden, lacht sie. Vanessa Zobel also.
Ein Name, der künftig auch in Berlin öfter zu hören sein könnte. Denn geht es nach dem Wahlforschungsinstitut Election.de, das die Chancen der Direktkandidaten anhand aktueller Umfragen, Beliebtheit der Bewerber und den vorangegangenen Ergebnissen im jeweiligen Wahlkreis ermittelt, könnte die Christdemokratin ihre größten Konkurrenten im Kampf um das Direktmandat bereits im September 2024 bei der CDU-internen Kandidatenauswahl ausgestochen haben. Die Statistiker von Election.de beziffern Zobels Gewinnwahrscheinlichkeit im Wahlkreis Stade I – Rotenburg II mit über 99 Prozent. Auf derlei Prognosen verlassen will sich die Mehedorferin aber naturgemäß nicht.
Vertrauensfrage wirbelte Planung durcheinander
„Ein schöner Moment, der in Erinnerung bleibt“, erinnert sich die Christdemokratin an die Nominierungsveranstaltung in Buxtehude und die zahlreichen Umarmungen von Parteifreunden nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. Doch seitdem ist viel passiert. Ursprünglich war etwa ein Jahr Zeit bis zur nächsten Bundestagswahl eingeplant. Bis zuletzt habe keiner in der örtlichen CDU geglaubt, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) wirklich die Vertrauensfrage stellen würde, so Zobel. Dann aber wurde der Terminplan für den Wahlkampf gründlich über den Haufen geworfen.
Schnell mussten Wahlplakate, Homepage, Wahlkampfhelfer und Co. organisiert werden. Sabrina Klapper, in Buxtehude noch direkte Konkurrentin Zobels, kümmert sich nun beispielsweise um die Social-Media-Auftritte der Kandidatin. Seit 1. Dezember ist die Bankkauffrau von ihrem Arbeitgeber, der Volksbank eG Osterholz Bremervörde, für den Wahlkampf freigestellt worden. Im Nachhinein sei der frühe Wahltermin also gar nicht schlimm, betont die zweifache Mutter. „Ich mag es, ins kalte Wasser geschmissen zu werden.“
Auch der neue Tagesablauf hat für die Wahlkämpferin in den vergangenen Wochen eine gewisse Routine gewonnen. Der Morgen bleibt Familienalltag. Der Sohn wird zum Schulbus geschickt, die Tochter in die Kita gebracht. Ab 9 Uhr beginnt dann der Kampf um Wählerstimmen, in der Regel mit einem Wahlkampfstand. Es folgen Termine bei zahlreichen Firmen, Vereinen und Institutionen sowie der Besuch von Veranstaltungen. Gerade in den ersten Wochen lag der Fokus dabei auf dem Stader Teil des Wahlkreises. Im Januar hieß es meistens: Neujahrsempfang, so zuletzt auch bei ihrem Arbeitgeber in Bremervörde.
„Nah am Menschen zu sein, zeichnet mich aus“
Besonders viel Freude und schöne Momente habe sie im „Haustürwahlkampf“ erlebt. Zobel: „Nah am Menschen zu sein, zeichnet mich aus.“ Immer wieder werde jedoch deutlich: „Es brennt überall. Die Menschen sind besorgt.“ Neben den negativen wirtschaftlichen Aussichten ein Hauptthema am Wahlkampfstand: Migration. Wie schon in ihrer Bewerbungsrede in Buxtehude deutlich wurde, fordert sie ein deutlich restriktiveres Vorgehen, als von der Ampel oder auch unter Angela Merkel praktiziert. Die Kommunen seien überlastet. „Wir müssen jetzt abliefern“, sagt Zobel mit Blick auf die Themen Migration sowie Wirtschaft. „In zwei Jahren muss für die Menschen spürbar sein, dass etwas passiert ist.“
Dass ein Mandat im nächsten Bundestag eine gewaltige Umstellung und Herausforderungen für die junge Familie mit sich bringen würde, sei ihr bewusst. Doch wenn jede junge Mutter aus dem ländlichen Raum zu einer solchen Gelegenheit „nein“ sagen würde, brauche sich niemand zu wundern, wenn die Interessen dieser Gruppe in Berlin nicht vertreten werden, sagt Zobel. Gleichzeitig wäre sie im Erfolgsfall die erste Bundestagsabgeordnete aus Bremervörde. Auch dank der Unterstützung ihres Mannes und ihrer Eltern könne sie diese Chance ergreifen. Das Versprechen an ihre Kinder: „Wenn ich da bin, bin ich voll da.“
Und welches Angebot macht Zobel den Wählerinnen und Wählern? „Ich trete für diesen Wahlkreis an. Nicht für Berlin Mitte.“ Mit den dort vorherrschenden Themen habe sie wenig zu tun, grenzt sich Zobel bewusst von der „Berliner Blase“ ab. Sie wolle Politik für die „normalen Menschen“ machen, betont die Kandidatin auch gleich mehrfach auf ihrer Homepage. Sie seien diejenigen, die jeden Morgen den Wecker stellen, zur Arbeit gehen, sich um die Kinder kümmern, Steuern zahlen, ihren Lebensalltag bestreiten und sich häufig noch ehrenamtlich betätigten. „Die breite Masse“, sagt die Christdemokratin und schiebt hinterher: „der ländliche Raum“.
Welche Themen sie in der Hauptstadt gerne anpacken würde, weiß sie genau. „Ich würde als Erstes an die Reform des Bürgergeldes gehen“, sagt Zobel und denkt dabei in erster Linie an Kürzungen. Wer in Vollzeit arbeite, müsse am Ende des Tages mehr Einkommen haben als ein „Hartz-IV-Empfänger“. Als Beispiele nennt Zobel die alleinerziehende Zahnarzthelferin oder Polizistin. Gleichzeitig müsse es wieder mehr Sanktionsmöglichkeiten geben. Wenn das unbegründete Ablehnen von Jobangeboten ohne Konsequenzen bleibe, dann laufe in Deutschland etwas falsch. Zobel: „Wir haben kein Geld zu verschenken.“ Jeder Mensch, der kann, sollte der Gesellschaft etwas zurückgeben.
Für den ländlichen Raum würde sie umgehend die Biogasanlagen in den Blick nehmen. Es gelte, die Ausschreibungsmengen zu erhöhen, um den nach dem Auslaufen der EEG-Förderung mit dem Rücken zur Wand stehenden Betreibern zu helfen und zur Energiesicherheit beizutragen.
Im zweiten Schritt würde sie sich dann ihrem „Herzensthema“ Bundeswehr widmen. Wenngleich die bessere finanzielle und vor allem materielle Ausrüstung der Truppe ein langwieriger Prozess werden dürfte, so die Kandidatin, die mit einem Soldaten verheiratet ist. „Das ist nicht mal eben so zu machen.“
Damit sie nach der Wahl in Berlin über derlei Themen mitentscheiden kann, braucht es am 23. Februar ein möglichst gutes Ergebnis. Schließlich sind seit der Wahlrechtsreform nicht mehr automatisch alle Wahlkreisgewinner mit einem Direktmandat vertreten. „So viel wie möglich“, antwortet sie auf die Frage nach dem Ziel bei Erst- und Zweitstimmen. Dafür, dass das Ergebnis am Wahlabend für ein Mandat im Bundestag reicht, lege sie sich aktuell jeden Tag ins Zeug. Und aus ihrem Heimatort sei sie schließlich verwöhnt von Ergebnissen von über 60 Prozent für die CDU, lacht Zobel.
Und falls der Terminkalender im Wahlkampf doch mal eine Lücke für etwas Freizeit lässt? Freundschaften pflegen und so viel Zeit wie möglich mit der Familie verbringen – bestenfalls unter freiem Himmel. Zobel: „Ich bin eben ein Dorfkind.“
Theo Bick – Bremervörder Zeitung